12.12.2023 – Lesedauer des Artikels: x Minuten
»Immer mal wieder möchte ich ein kurzes Video von unserer Geschäftsführerin, einem unserer Mitarbeitenden oder Azubis machen. Vielen Kolleg*innen fällt es nicht leicht, frei ein Statement in eine Kamera zu sprechen. Ich weiß, dass manche Marketingabteilungen deshalb Interviews führen und die Aussagen später zusammenschneiden. Aber wie führe ich ein solches Interview?«
Anne Gausmann, Assistentin der Geschäftsführung
Interviews sind echt praktisch, um Videos zu erstellen und das hat gleich drei Gründe:
Doch jetzt zu Annes Frage: Wie genau führen Sie ein gutes Video-Interview?
Ich habe während meiner aktiven Zeit als Reporterin etliche Videos vorbereitet und geführt. Und auch heute noch mache ich das in unserer Agentur gerne im Kundenauftrag. Meine journalistische Ausbildung und jahrelange Erfahrung hilft mir dabei.
Und heute verrate ich Ihnen für Ihr nächstes Interview die Geheimtipps der Journalisten.
Versetzen Sie sich bei der Vorbereitung von Anfang an in die Zuschauer*innen, die das Video anklicken. Fragen Sie sich also:
Entwickeln Sie aus diesen Leitgedanken konkrete Fragen und führen Sie dann ein Vorgespräch mit der Person, die Sie dazu interviewen. In der Regel reicht ein kurzes Telefonat aus.
Ob ein Vorgespräch wirklich nötig ist?
Ich sage: Ja, unbedingt!
Selbst im Fernsehen werden Vorgespräche geführt – und das mit Promis, die eigentlich ganz genau wissen, was sie erwartet und aus langer Erfahrung wissen, wie sie antworten.
Nutzen Sie die Möglichkeit, denn das Vorgespräch mit dem*der späteren Interviewpartner*in hat gleich mehrere Vorteile:
Besonders wichtig ist das, wenn Sie Ihren Gesprächsgast gar nicht oder kaum kennen. Hier haben Sie die Chance „off the Record“ zu sprechen, wie es Journalist*innen nennen, also ohne den Druck der Kamera. Machen Sie sich immer klar: Am Tag der Aufnahme ist Ihr Gegenüber sicherlich aufgeregt. Alles ist ungewohnt. Er oder sie wird froh sein, wenn Sie sich schon kennen. Machen Sie deshalb auch ein bisschen Small Talk im Vorgespräch. Ihr Gesprächsgast wird dankbar sein, wenn Sie ihn am Tag der Aufzeichnung mit Banalem vom ganzen Trubel etwas ablenken. Das sorgt für Entspannung.
Unbekanntes sorgt bei uns Menschen für Stress. Und natürlich möchten Sie den bei Ihrem Gesprächsgast vermeiden. Das schaffen Sie, indem sie ihn möglichst gut auf den Aufnahmetag vorbereiten. Geben Sie alle wichtigen Infos durch: Wie lange dauert das Interview? Gibt es einen Dresscode? Wer wird bei der Aufzeichnung alles dabei sein? Und ganz wichtig: Machen Sie deutlich, dass ein Interview immer mehrere Anläufe braucht und Sie bei einem Versprecher einfach noch einmal ansetzen. Diese Info wirkt wahre Wunder auf das Stresslevel von Interviewpartner*innen 😀
Das Vorgespräch dient Ihnen auch zur Recherche. Durch Ihre Vorbereitung wissen Sie ja bereits, wohin Sie wollen. Arbeiten Sie im Vorgespräch entlang Ihrer zuvor entwickelten Fragen darauf hin. Die Informationen, die Ihnen Ihr*e Gesprächspartner*in gibt, sind Gold wert. Sie werden merken: Manche Fragen, die Sie sich ursprünglich überlegt haben, werden Sie am Aufzeichnungstag gar nicht mehr stellen. Dafür kommen andere auf Ihre Liste, weil Sie im Vorgespräch merken, dass Ihr*e Gesprächspartner*in zu einem anderen Punkt etwas super Spannendes zu erzählen hat. Bleiben Sie also im Vorgespräch offen und achten Sie darauf, für welche Aspekte Ihr Gegenüber brennt. Dann wird er oder sie auch besonders authentisch und leidenschaftlich in die Kamera sprechen können.
Nach dem Vorgespräch fällt es Ihnen sicher leicht, die richtigen Fragen für die Aufzeichnung auszuwählen. Jetzt machen Sie sich am besten ein kleines Interview-Skript. Hier sind noch ein paar abschließende Tipps dafür:
Skript-Tipp 1
Notieren Sie sich auf dem Skript die Fragen in sinnvoller Reihenfolge. Manchmal bauen Fragen aufeinander auf. Das sollten Sie natürlich beachten, um dem berühmten roten Faden zu folgen und ein strukturiertes und effektives Interview durchzuführen.
Skript-Tipp 2
Sicherlich haben Sie im Vorgespräch wichtige Informationen erhalten und möchten gerne, dass Ihr Gegenüber vor der Kamera auf bestimmte Aspekte eingeht. Dann erinnern Sie Ihre*n Gesprächspartner*in in Ihrer Frage an das Vorgespräch. Zum Beispiel so: „Im Vorgespräch haben Sie mir erzählt, dass … Erklären Sie einmal bitte.“
Skript-Tipp 3
Mit Ihren Fragen geben Sie die Tonalität des Gespräches vor. Formulieren Sie steif, wird Ihr*e Gesprächspartner*in tendenziell steif antworten, formulieren Sie locker, spiegelt sich das meist in einer lockeren Antwort wider. Der Gast orientiert sich in dieser für ihn ungewohnten Situation an Ihnen als der erfahreneren Person.
Skript fertig? Na dann kann’s ja losgehen.
Noch ein ganz wichtiger Hinweis: Geben Sie niemals die fertig formulierten Interviewfragen an den Gast heraus. Gerade bei Laien ist das Risiko groß, dass Sie mit vorformulierten Antworten zum Dreh kommen und diese stocksteif in die Kamera aufsagen. Wenn Ihre Gesprächsgäste sich nach dem Vorgespräch weiter vorbereiten möchten, können Sie ihm beziehungsweise ihr aber natürlich grobe Leitfragen zusenden.
Tag der Aufzeichnung.
Jetzt sind Sie auf der Zielgeraden zum perfekten Video-Interview. Wichtig ist zunächst die Einrichtung des Drehortes. Richten Sie der Person vor der Kamera einen bequemen Platz ein. Egal ob sie steht oder sitzt. Sie sollte sich jederzeit wohlfühlen. Oftmals merken Ihre Protagonist*innen gar nicht bewusst, dass etwas nicht stimmt. Schließlich stehen sie nicht jeden Tag vor der Kamera und sind sicherlich aufgeregt. Deshalb sind Sie als Interviewer*in gefragt. Beobachten Sie Ihren Gesprächsgast, während Kamera und Licht eingerichtet werden:
Manchmal irritiert ein Gegenstand im Blickwinkel, manchmal blendet ein Licht. Und manchmal ist vielleicht auch einfach nur der Stuhl unbequem.
Sollten Sie eine Vermutung haben, äußern Sie diese gegenüber Ihres Gesprächsgastes und finden Sie im Fall der Fälle gemeinsam mit dem Drehteam eine angenehme Lösung.
Jetzt ist alles vorbereitet und das Interview kann losgehen. In der Regel sitzen oder stehen Sie selbst nun neben der Kamera und nur der Gast wird aufgezeichnet. Sie wird man später im Interview nicht sehen oder hören. Deshalb ist ganz wichtig: Stellen Sie sich immer vor, ob die Antwort später im Video auch ohne Ihre Frage funktioniert. Bitten Sie Ihren Gesprächsgast am besten, das Thema Ihrer Frage in der Antwort zu wiederholen.
Ein Beispiel:
Frage: Was ist Ihr Lieblingstee?
Antwort: Mein Lieblingstee ist …
Als Interviewer*in geben Sie automatisch Tempo, Dynamik und Atmosphäre für das Gespräch vor. Nutzen Sie diese „Macht“ – zum Beispiel mit Ihrer Stimme: Redet Ihr Gast zu schnell, stellen Sie Ihre Fragen langsam. Oder auch mit Ihrer Gestik: Redet er etwas „trantütig“, stellen Sie Ihre Fragen lebendig und nutzen Sie dafür schnelle Handbewegung. Und natürlich können Sie auch Ihre Mimik nutzen. Nicken Sie, wenn der Gast redet, das gibt ihm ein sicheres Gefühl. Und: Lächeln Sie! Ihr Gesprächsgast wird dann auch lächeln und das wirkt sofort lockerer und sympathischer.
Abschließend noch eine Bemerkung: Ein perfektes Interview ist immer ein nicht ganz perfektes Interview. Deshalb noch ein letzter Geheimtipp: Werfen Sie Ihren Perfektionismus über Bord. Hier und da ein „Äh“ in der Antwort des Gesprächsgastes, bei längeren Videos auch ein kleiner Versprecher, machen die Aussagen menschlich und authentisch. Und das werden die Zuschauer*innen honorieren.
Mit diesen 5 Geheimtipps können Sie nun das perfekte Interview vorbereiten und führen – so wie Journalist*innen es tun.
Autorin: Kora Blanken führt, wie in ihrer aktiven Zeit als Reporterin, etliche Interviews und bringt ihre jahrelange Erfahrung in unsere Agentur ein.
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